Videos für die eigene Lehre: Didaktik, Rechtliches und einfache Produktion

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Die Integration von Videos in die Lehre eröffnet vielfältige Möglichkeiten, um den Lernprozess zu bereichern und zu unterstützen. Videos bieten nicht nur die Chance, vielfältige Formate abzubilden, sondern ermöglichen auch die Berücksichtigung von Barrierefreiheit. Doch neben den didaktisch positiven Aspekten dürfen die rechtlichen Rahmenbedingungen nicht außer Acht gelassen werden, insbesondere wenn Videos als Open Educational Resources (OER) erstellt und verbreitet werden sollen. Auch die Frage des Produktionsaufwandes und potenzieller Ressourcen sind immer wieder zentraler Bestandteil, wenn über die Erstellung von Videos nachgedacht wird.

Ein Artikel von Johannes Koch

Clipart: Aufnahme eines Videos

Bild von Sarah Brockmann, freigegeben unter CC 0 (1.0)

OERcamp 2024 Barcamp-Session: “Ich will Videos”

Bei all dem, was Videos bieten aber auch erfordern, stellt sich folglich die Frage, wie sich dies im Hochschulbetrieb umsetzen lässt. Gibt es eine niedrigschwellige Möglichkeit Videos zu produzieren, ohne auf ein professionelles Team zurückgreifen zu müssen? Diese Frage nahmen wir zum Anlass um sie auf dem OERcamp 2024 in Hamburg zu diskutieren. Während unserer Diskussion über Videos und Lehrfilme stellten wir fest, dass das Interesse daran außerordentlich hoch ist. In unserer Gesprächsrunde fanden sich Teilnehmer:Innen mit den unterschiedlichsten Erfahrungsstufen im Bereich der Videoproduktion – von Novizen, Fortgeschrittenen bis hin zum professionellen Mediengestalter. Diese Vielfalt ermöglichte es, verschiedene Perspektiven und Ideen zu beleuchten und gemeinsam von den Erfahrungen anderer zu lernen.

Lassen sich Videos nur in einzelnen Fachdisziplinen einsetzen oder können gar dazu dienen, interdisziplinäre Inhalte zusammenzuführen?

In einem ersten Schritt diskutierten wir, wozu Videos überhaupt eingesetzt und verwendet werden können. In welchen Szenarien der Lehre fehlen Videos und können überholte didaktische Formate ablösen. Sei es durch Versuchsaufbauten, Exkursionen, Interviews, Legetrickvideos und mehr. Diese vielfältigen Szenarien ermöglichen es, den Lernenden abwechslungsreiche und praxisnahe Inhalte zu vermitteln. Auch in der Wissenschaftskommunikation eingesetzt, werden Videos praktische Begleiter von Studien, wenn Teilnehmenden Ziele, Ablauf und Ergebnisse erläutert werden und dabei eine zielgruppengerechte Kommunikation gewählt wird. Die Verwendung unterschiedlicher Formate für denselben Inhalt ermöglicht es, die Bedürfnisse verschiedener Zielgruppen zu erfüllen. Wenn beispielsweise ein tiefgehendes Verständnis gefragt ist, kann ein langes Video für ein Fachpublikum erstellt werden. Hier können komplexe Zusammenhänge in Ruhe erklärt werden. Gleichzeitig können kürzere Clips die relevantesten Informationen zusammenfassen und so einen schnellen Einblick bieten.

Ein weiterer praktischer Ansatz sind Videos in Verbindung mit QR-Codes die eine unkomplizierte Verbreitung von Videos ermöglichen. Indem QR-Codes beispielsweise in Flyern, Infomaterialien oder auf Plakaten eingebunden werden, kann die jeweilige Zielgruppe direkt zum Video gelangen. Dies reduziert die Informationsdichte in den gedruckten Materialien und erleichtert den Zugang zu den Inhalten. Die Vielfalt der Formate eröffnet somit nicht nur kreative Freiheit, sondern auch die Möglichkeit, inklusive und zugängliche Bildung zu gestalten. Neben dem Vorteil, dass Videos sowohl visuell als auch auditiv wahrgenommen werden, lassen sich in Videos weitere Merkmale barrierearmer Kommunikation berücksichtigen. Dies umfasst die Einbindung von Untertiteln, die Berücksichtigung von Farbkontrasten für Sehbehinderte und Farbblinde sowie die Vermeidung von störenden Hintergrundmusiken, um Reize zu vermindern.

 

Bearbeiten? Ja, bitte!

Wenn Videos als OER veröffentlicht werden, bietet dies den Vorteil, dass eine Nachbearbeitung und Anpassung auf die individuellen Bedarfe ermöglicht wird – sofern eine entsprechend offene Lizenz gewählt wird. Diese Vorteile werden durch OER-Repositorien wie twillo verstärkt, die eine breite Auswahl an Videos werbefrei anbieten. Hier lassen sich OER-Videos finden aber auch teilen, sodass sie einem breiten Publikum zugänglich gemacht werden. Die Erstellung von Videos als OER erfordert die Einhaltung von Lizenzangaben und die Integration der wichtigsten Metadaten in der Endcard gemäß der TULLU+B Regel. Zudem stellte es sich im gemeinsamen Austausch als ratsam heraus, ein Skript sowie ein Storyboard anzufügen, um Inhalt, Einstellungen, Szenen, Schnitte und Grafiken transparent und nachnutzbar zu machen. Bestenfalls wäre jedoch ein Zugriff auf die Projektdatei. Da die jedoch gebunden an die Schnittsoftware ist, sind die nur mit Glück für Nachnutzende zu öffnen. Zudem ist es wichtig, sich u. a. mit Fragen des Zitatrechts auseinanderzusetzen, um eine angemessene inhaltliche Auseinandersetzung mit dem dargestellten Inhalt zu gewährleisten oder abzuwägen, ob urheberrechtlich geschütztes Material, Software oder auch Logos zu sehen sind.

„Was muss ich (nicht) alles können?“

Für die Bearbeitung von Videos werden verschiedene Softwarelösungen empfohlen, darunter InShot, LumaFusion und DaVinci Resolve als kostenlose oder kostengünstige Optionen, die auch von Novizen gut bedient werden können. Zudem wurde die Bedeutung einer hochwertigen Audioaufnahme betont, wobei die Anschaffung eines guten Mikrofons empfohlen wird. Hingegen können bei der Kameratechnik schon sehr gute Ergebnisse mit Handykameras erzielt werden. Für weiteres Equipment bieten oftmals Hochschulen einen Geräteverleih und Beratung an. Es lohnt sich also bereits vorhandene Ressourcen an den Hochschulen ausfindig zu machen und Synergien herzustellen. Doch die Produktion von Videos, insbesondere von Screencasts, ist oft mit rechtlichen Fallstricken verbunden.

Den Anfang wagen und praktische Erfahrungen sammeln

Es wurde letztlich resümiert, dass Videos aufgrund ihrer flexiblen Einsatzmöglichkeiten ein wertvolles Element in der Lehre und Kommunikation darstellen. Insbesondere für diejenigen, die sich erstmals mit der Erstellung eigener Videos beschäftigen, kann der Arbeitsaufwand, die Organisation und die Produktion abschreckend wirken. Dennoch sollte dies keinesfalls dazu führen, gänzlich auf die Erstellung von Videos zu verzichten. Vielmehr sollten Videos dazu dienen, neue Formate auszuprobieren, praktische Erfahrungen zu sammeln und sich in der Anwendung zu üben. Durch die Schaffung von Videos können Lehrende und Lernende gleichermaßen von den vielfältigen Möglichkeiten und dem innovativen Potenzial dieses Mediums profitieren.

Veröffentlichen Ihrer Videos

OER Videos können Sie ganz einfach bei twillo oder im AV-Portal  der TIB veröffentlichen oder Videos anderer finden und nachnutzen.

Weiteres

In der Blogartikelreihe „Was sind Lehr- und Lernvideos?“ beschäftigt sich Sönke Hahn tiefergehender mit Charakteristika und Didaktik, Formaten und Verfahren und zuletzt mit Potenzialen und Kritik. Die Artikel bieten Ihnen die Möglichkeit, noch tiefer in das Thema einzusteigen.

Dieser Artikel von Johannes Koch ist – sofern nicht anders an einzelnen Inhalten angegeben – lizenziert unter CC BY (4.0)