Sechs Zukunftsvisionen von OER an den Hochschulen

In Zusammenhang mit den Diskussionen um die Bildung der Zukunft sehen sich Hochschulen der Herausforderung gegenüber, auch im Bereich der Hochschullehre mit der fortschreitenden Digitalisierung mitzuhalten, moderne digitale Lehr- und Lernformen förderlich einzusetzen sowie geeignete Prüfungs- und Beratungskonzepte zu etablieren.

Ein Artikel von Funda Seyfeli-Özhizalan

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Bild von Sarah Brockmann, freigegeben unter CC 0 (1.0)

Im Zuge der digitalen Transformation an Hochschulen ist auch die Bedeutung digitaler Lehr- und Lernressourcen stetig angestiegen. Wie stark die Nutzung freier Lehr- und Lernmaterialien an den niedersächsischen Hochschulen bereits verbreitet ist und wie die Akzeptanz von OER an den Hochschulen gefördert werden kann, hat der twillo-Projektverbund durch HIS-HE im Rahmen einer Online-Umfrage von Mai bis Juni 2022 untersucht (s. Blogbeitrag). Gegenstand der Befragung, an der 104 Mitarbeitende und Leitungen aus Zentralen Einrichtungen niedersächsischer Hochschulen teilgenommen haben, waren neben der Identifizierung von Maßnahmen für eine ausgiebigere Nutzung von OER in der eigenen Lehre sowie von Anreizen für eine stärkere Bereitstellung und Adaption auch die Ermittlung des prinzipiellen Stellenwerts von OER an den Hochschulen. In diesem Zusammenhang ist der twillo-Verbund auch der Frage nachgegangen, welcher Stellenwert OER aus Sicht der Befragten in fünf Jahren an der eigenen Hochschule zukommen sollte.

Die Auswertungsergebnisse zeigen einen bunten Blumenstrauß an Zukunftsvisionen für die angestrebte Lehrkultur an den Hochschulen, in der OER einen festen Platz haben werden:

  1. Beratungsangebote: OER-Beratungsangebote sind an den Hochschulen ausgebaut, unterstützen Lehrende bei der Nutzung, Erstellung und Verbreitung von OER-Materialien.
  2. OER-Policy: Die rechtlichen Rahmenbedingungen und Portale zum Abruf und zur Nutzung von OER sind bekannt; Hochschulen haben eine Policy für Lehrende formuliert.
  3. Weiterentwicklung der Lehramtscurricula: OER sind Teil der Lehrer:innenbildung.
  4. Teil der Lehrkultur und -planung: OER sind allen Lehrenden bekannt, integraler Bestandteil der Lehrplanung und unterstützen die Lehrgestaltung.
  5. Openness & Open Education: OER sind Motor für die didaktische Entwicklung von Hochschulen.
  6. Lernmaterialien: OER-Materialien sind auf die studentische Zielgruppe abgestimmt, unterstützen das Selbststudium und tragen maßgeblich zum Wissenstand der Studierenden bei.

Diese sechs Zukunftsvisionen veranschaulichen das erhebliche Potenzial, das OER in der Hochschullehre für die kommenden Jahre attestiert wird, sowie die vielfältigen Voraussetzungen und Implikationen, die auf dem Weg zu einer Open Educational Practice an den Hochschulen zu berücksichtigen sind. In welchem Maß die einzelnen Visionen zukünftig teilweise oder zur Gänze umgesetzt werden können, bleibt abzuwarten. Der twillo-Verbund wird seinen Beitrag zum Schaffen der erforderlichen Rahmenbedingen auch in den kommenden Jahren mit großem Einsatz erbringen.