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Praktische Tipps für barrierearme OER: So werden Lehrmaterialien inklusiver

Bild von Sarah Brockmann, freigegeben unter CC 0 (1.0)

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Bar­rie­re­arme Open Edu­ca­tio­nal Resour­ces (OER) sind ein ent­schei­den­der Schritt, um alle Stu­die­rende ein­zu­be­zie­hen und fai­ren Zugang zu Wis­sen zu ermög­li­chen. Die­ser Bei­trag zeigt Hoch­schul­leh­ren­den ein­fa­che und schnell umsetz­bare Maß­nah­men, mit denen sie bar­rie­re­arme Mate­ria­lien erstel­len kön­nen.

Was bedeutet Barrierearmut, und warum ist sie wichtig?

Bar­rie­re­arme Lehr­ma­te­ria­lien för­dern inklu­si­ves Ler­nen und unter­stüt­zen Stu­die­rende, die auf Hilfs­mit­tel ange­wie­sen sind oder Seh­be­ein­träch­ti­gun­gen haben. Im Jahr 2009 hat Deutsch­land die UN-Behin­der­ten­rechts­kon­ven­tion rati­fi­ziert und sich damit ver­pflich­tet, Men­schen mit Behin­de­run­gen einen gleich­wer­ti­gen Zugang zu Bil­dung zu bie­ten. Bar­rie­re­freie Gestal­tung in OER ist daher nicht nur eine ethi­sche Ver­pflich­tung, son­dern auch eine recht­li­che Anfor­de­rung, um Inklu­sion und Chan­cen­gleich­heit an Hoch­schu­len sicher­zu­stel­len.

Auch Stu­die­rende ohne Ein­schrän­kun­gen pro­fi­tie­ren von bar­rie­re­freien Mate­ria­lien, da diese auf mobi­len Gerä­ten und unter ver­schie­de­nen Bedin­gun­gen bes­ser les­bar und fle­xi­bler nutz­bar sind. Bar­rie­re­arme OER kön­nen zudem leich­ter von ande­ren Leh­ren­den adap­tiert und wei­ter­ver­brei­tet wer­den, was den nach­hal­ti­gen Ein­satz för­dert und die Ver­füg­bar­keit hoch­wer­ti­ger Bil­dungs­res­sour­cen erwei­tert. Der fol­gende Leit­fa­den bie­tet Ihnen pra­xis­nahe Tipps, um Bar­rie­re­ar­mut in Ihre OER zu inte­grie­ren.

Praktische Tipps zur barrierearmen Gestaltung von OER

1. Farbkontraste anpassen und Farbblindheit berücksichtigen

Far­ben sind zen­tral für die Les­bar­keit und Ver­ständ­lich­keit. Kon­trast­rei­che Farb­kom­bi­na­tio­nen, z. B. dunk­ler Text auf hel­lem Hin­ter­grund, erhö­hen die Les­bar­keit. Für farb­seh­ge­schwächte Per­so­nen ist es zudem wich­tig, Kon­traste so zu gestal­ten, dass Infor­ma­tio­nen auch ohne Farb­dif­fe­ren­zie­rung erkenn­bar sind. Nut­zen Sie den Color Blind­ness Simu­la­tor von Cob­lis oder den Kon­trast­rech­ner von Leserlich.info, um sicher­zu­stel­len, dass Far­ben für ver­schie­dene Arten von Farb­seh­schwä­chen ange­passt sind. Color­Bre­wer bie­tet zudem emp­foh­lene Farb­pa­let­ten, die spe­zi­ell für Dia­gramme und Kar­ten bar­rie­re­freie Kon­traste berück­sich­ti­gen und Stu­die­ren­den mit Seh­be­ein­träch­ti­gun­gen zugu­te­kom­men. Durch die Ver­wen­dung von Mus­tern oder Sym­bo­len zur Unter­schei­dung kön­nen Infor­ma­tio­nen auch ohne Farb­kon­traste ver­ständ­lich gemacht wer­den.

2. Einfache und klare Sprache – den richtigen Ton treffen

Inhalte in kla­rer, ein­fa­cher Spra­che zu for­mu­lie­ren ist beson­ders in Prä­sen­ta­tio­nen hilf­reich, um die Auf­merk­sam­keit auf das Wesent­li­che zu len­ken. Statt kom­ple­xer Satz­struk­tu­ren emp­feh­len sich prä­gnante, ver­ständ­li­che For­mu­lie­run­gen. Dies kann auch Ler­nen­den mit kogni­ti­ven Ein­schrän­kun­gen oder gerin­gen Vor­kennt­nis­sen hel­fen. Sie kön­nen zur Unter­stüt­zung das Leichte-Spra­che-Tool von capito nut­zen, das Texte ana­ly­siert und Emp­feh­lun­gen zur Opti­mie­rung gibt. Zudem stellt die Uni­ver­si­tät Ros­tock einen Leit­fa­den zur bar­rie­re­freien Lehre zur Ver­fü­gung.

3. Alternative Texte für Bilder – KI-gestützt und effizient

Bil­der und Gra­fi­ken sind oft unver­zicht­bar, doch ohne Alter­na­tiv­texte (Alt-Texte) sind sie für seh­be­ein­träch­tigte Per­so­nen unzu­gäng­lich. Mit­hilfe von KI-Tools wie You.com und ChatGPT von Ope­nAI kön­nen Sie auto­ma­tisch Beschrei­bun­gen für hoch­ge­la­dene Bil­der gene­rie­ren, die Sie leicht in Ihre Mate­ria­lien ein­fü­gen kön­nen. Die KI-gene­rier­ten Texte kön­nen Sie bei Bedarf anpas­sen, um genauere Infor­ma­tio­nen für Ihre Inhalte bereit­zu­stel­len. Wei­tere Tipps zur Erstel­lung guter Alter­na­tiv­texte fin­den Sie im in der Hand­rei­chung von barrierefreiheit.nrw.

4. Gut lesbare Schriftarten und Größen verwenden

Die Wahl der Schrift­art und ‑größe trägt erheb­lich zur Les­bar­keit bei. Ver­wen­den Sie gut les­bare, seri­fen­lose Schrift­ar­ten wie Arial oder Ver­dana und eine Min­dest­größe von 14 Punkt, sodass auch Stu­die­rende mit Seh­be­ein­träch­ti­gun­gen pro­blem­los lesen kön­nen. Zusätz­li­che Infor­ma­tio­nen zur bar­rie­re­freien Schrift­ge­stal­tung fin­den Sie im  Leit­fa­den zu bar­rie­re­freien Schrift­ar­ten von gehirngerecht.digital.

5. Klare Strukturierung von Folien und Dokumenten

Eine über­sicht­li­che Struk­tur unter­stützt alle Stu­die­ren­den, beson­ders jedoch jene, die auf Screen­rea­der ange­wie­sen sind. Glie­dern Sie Inhalte mit deut­li­chen Über­schrif­ten und Absät­zen, und nut­zen Sie in Power­Point oder Word hier­ar­chi­sche For­mat­vor­la­gen. Dies erleich­tert die Ori­en­tie­rung und erhöht die Zugäng­lich­keit für Screen­rea­der. Ach­ten Sie zudem dar­auf, dass Ihre Folien kon­sis­tent for­ma­tiert sind – eine ein­heit­li­che Schrift­größe und klare Abstände zwi­schen Ele­men­ten för­dern die Ver­ständ­lich­keit.

6. Sprechende Links für einfache Navigation

Links soll­ten so gestal­tet sein, dass sie ohne Kon­text ver­ständ­lich sind. Ver­mei­den Sie vage Begriffe wie „hier kli­cken“ und wäh­len Sie prä­zi­sere For­mu­lie­run­gen wie „Mehr zur bar­rie­re­ar­men Gestal­tung in OER“. Dies erleich­tert die Navi­ga­tion und ist beson­ders für Screen­rea­der-Nut­zer eine wich­tige Hilfe. Durch die Ver­wen­dung spre­chen­der Link­texte machen Sie Ihre Mate­ria­lien auch ins­ge­samt nut­zer­freund­li­cher.

7. Feedback von Studierenden einholen

Stu­die­rende kön­nen oft wert­volle Ein­bli­cke und kon­krete Ver­bes­se­rungs­vor­schläge geben, wenn es um die Bar­rie­re­frei­heit von Lehr­ma­te­ria­lien geht. Eine kurze Umfrage oder die Ein­la­dung zur anony­men Rück­mel­dung kann Ihnen dabei hel­fen, die Mate­ria­lien gezielt anzu­pas­sen. Fra­gen Sie Stu­die­rende mit Behin­de­run­gen oder Beein­träch­ti­gun­gen, ob die Mate­ria­lien ihren Bedürf­nis­sen ent­spre­chen und ob es Berei­che gibt, die sie ver­bes­sern wür­den. Dies schafft nicht nur eine inklu­si­vere Lern­um­ge­bung, son­dern ver­mit­telt den Stu­die­ren­den auch, dass ihre Bedürf­nisse ernst genom­men wer­den.

Fazit und Ausblick

Mit den hier genann­ten Tipps kann Bar­rie­re­ar­mut zur Rou­tine bei der Erstel­lung von Lehr­ma­te­ria­lien und OER wer­den. Kleine Anpas­sun­gen wie kon­trast­rei­che Far­ben, klare Struk­tu­rie­rung und KI-gestützte Alter­na­tiv­texte machen Inhalte für alle zugäng­li­cher und stär­ken die Inklu­sion an Hoch­schu­len. Inklu­sive Bil­dung erfor­dert keine gro­ßen Ver­än­de­run­gen – oft genügt es, die rich­ti­gen Werk­zeuge zu nut­zen und ein paar Details zu beach­ten.

Bar­rie­re­freie OER las­sen sich zudem leich­ter von ande­ren Bil­dungs­ein­rich­tun­gen anpas­sen und tra­gen zur nach­hal­ti­gen Bereit­stel­lung hoch­wer­ti­ger Bil­dungs­res­sour­cen bei. Die OER-Com­mu­nity setzt sich zuneh­mend für die Umset­zung bar­rie­re­freier Mate­ria­lien ein und unter­stützt Leh­rende dabei, ihre eige­nen Res­sour­cen anzu­pas­sen und zu ver­brei­ten. Die wich­tigs­ten (ers­ten) Schritte für bar­rie­re­arme OER kön­nen Sie in unse­rem #kurz­erklärt-Video nach­schauen und her­un­ter­la­den. Viele wei­tere Infor­ma­tio­nen z.B. zur Gestal­tung von Videos oder H5P-Ele­men­ten fin­den Sie bei barrierefreiheit.nrw.

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