Generative KI verändert zunehmend die Art, wie offene Lehrmaterialien entstehen. Eine twillo-Erhebung aus dem Frühjahr 2025 zeigt, wie Hochschulen, Lehrende und aktive Nutzer*innen KI bereits einsetzen, wo Potenziale liegen und an welchen Stellen Unsicherheiten bestehen. Der Beitrag fasst zentrale Ergebnisse zusammen und ordnet sie für die OER-Praxis ein.
Ziel und Aufbau der twillo-Erhebung
Im Zeitraum von April bis Juni 2025 führte twillo eine Mixed-Methods-Studie zum Einsatz generativer KI-Anwendungen für die Erstellung und Verbreitung von OER durch. Befragt wurden drei Statusgruppen:
• Early Adopter aus Deutschland und Österreich – Personen, die KI bereits in der OER-Erstellung einsetzen
• Vizepräsident*innen für Lehre und Studiendekan*innen an niedersächsischen Hochschulen
• sowie aktive twillo-Nutzer*innen
Ziel der Untersuchung war es, bestehende Einsatzfelder, Potenziale und Herausforderungen beim Einsatz von KI-Technologien und ‑Tools in der OER-Erstellung zu identifizieren.
Hohes Potenzial: Wie KI OER-Erstellung unterstützt
Die Ergebnisse zeigen ein klares Bild: Die befragten Hochschulen und Akteur*innen stehen den Möglichkeiten von KI überwiegend offen gegenüber und nutzen bereits eine Vielzahl an Tools. Gleichzeitig machen die Befragten deutlich, dass bei der KI-Integration klare Grenzen und Verantwortlichkeiten zu beachten sind.
61,7 % der 102 befragten Personen schreiben dem Einsatz von KI ein großes Potenzial für die Erstellung und Weiterentwicklung von OER zu. KI entlastet Lehrende vor allem bei der Erstellung von Visualisierungen, optimiert Texte für unterschiedliche Zielgruppen, übersetzt Texte in zahlreiche Zielsprachen und macht OER auf diese Weise international einsetzbar. Einige Befragte betonen außerdem, dass KI dabei helfen kann, Inhalte barriereärmer zu gestalten, beispielsweise durch passende Vorschläge oder Alternativtexte.
Praktische Hinweise und Materialien zum Einsatz von KI in OER können auch über unsere Seite „KI in der offenen Hochschullehre“ abgerufen werden.
Herausforderungen: Qualität, Recht und Didaktik im Blick
Trotz dieser Potenziale bleibt der Einsatz von KI nicht ohne Risiken. Genannt werden vor allem Qualitätsprobleme wie Halluzinationen oder Verzerrungen, die die fachliche Verlässlichkeit der Ergebnisse beeinträchtigen können. Auch rechtliche Unsicherheiten rund um Urheberrecht und Lizenzierungen beschäftigen Hochschulen ausgiebig und schaffen einen Bedarf nach klaren Leitlinien. Hier möchten wir auf unsere twillo Workshops wie z.B. „KI, OER und Recht“ hinweisen, in denen unsere Juristin die urheberrechtlichen Bedingungen für die Nutzung von KI bei der Erstellung von offenen Lehrmaterialien anhand von Beispielen erläutert.
Darüber hinaus wird von den Befragten die Sorge geäußert, die didaktische Expertise würde in den Hintergrund rücken. Hochschulen müssen daher Wege finden, KI als ein mögliches ergänzendes Element im pädagogischen Prozess der Lehrgestaltung zu positionieren. Der rasche technologische Wandel stellt zudem eine organisatorische Herausforderung dar, da sich Tools und Qualitätsstandards laufend verändern. Schließlich betonen die Befragten, dass der KI-Einsatz bis zu fertigen OER-Materialien trotz Automatisierung Zeit benötigt, beispielsweise für präzises Prompting sowie für die Prüfung der Ergebnisse.
Weiterführende Einblicke in den Einfluss generativer KI auf Studium und Lehre bietet das Arbeitspapier „Wie KI Studium und Lehre verändert“, das zentrale Entwicklungen und hochschulische Handlungsfelder beleuchtet.
Fazit und Ausblick
Die twillo-Erhebung zeigt: KI-Anwendungen können einen maßgeblichen Beitrag zur Erstellung, Weiterentwicklung und Verbreitung von OER leisten. Visualisierung, Textoptimierung, Übersetzungen und Metadatengenerierung bieten greifbare Mehrwerte für Lehrende und Hochschulen. Gleichzeitig bleibt ein reflektierter Umgang mit den nicht immer verlässlichen KI-Systemen zentral, verbunden mit Fragen der Qualitätssicherung, didaktischen Gestaltung und rechtlichen Rahmenbedingungen. In einer umsichtigen Kombination dieser Faktoren kann KI die offene Hochschulbildung sinnvoll unterstützen und zu deren Weiterentwicklung beitragen.
Die vollständigen Untersuchungsergebnisse sowie die daraus resultierenden Schlussfolgerungen sind voraussichtlich Anfang 2026 im Mediencenter von HIS-HE abrufbar.
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